6. Klasse, Gymnasium, Deutschunterricht.
Wir lernen
John Maynard von Theodor Fontane. Wir lesen, lernen auswendig, machen ein kleines Theaterstück daraus, das auch an den Projekttagen der Schule aufgeführt wird. Und unser Deutschlehrer präsentiert uns die Interpretation Fontanes Ballade von Achim Reichel. Den Namen des Interpreten kenne ich allerdings erst seit heute. Oder vielleicht kannte ich ihn damals durch meinen Deutschlehrer, er hat uns sicherlich gesagt, wer da singt, aber ich habe den Namen nicht in Erinnerung behalten.
Aber das, wie soll ich sagen, Lied? habe ich noch immer in Erinnerung, ich kann es noch immer singen, nicht mehr bis zum Schluss, wie ich heute beim Wiederhören der Ballade festgestellt habe, aber ich weiss nicht, ob ich noch in der Lage wäre
John Maynard ohne diese Interpretation zu zitieren.
Ich erinnere mich, wie sehr ich das Lied als 11- oder 12-jährige mochte, und dass ich meinem Deutschlehrer eine Leerkassette überreichte, mit der Bitte, mir das Lied zu überspielen. Was er netterweise auch machte. Und ich habe es oft zu Hause wiedergehört. Wo die Kassette geblieben ist, weiss ich nicht. Ob sie irgendwann den Aufzeichnungen der sonntagnachmittäglichen Radiohitparade zum Opfer fiel?
Ich kann mich ganz genau an unseren Klassenraum erinnern, meinen Sitzplatz, und seltsamerweise an sehr heisse, stille, arbeitsintensive Stunden in diesem Raum. Manche Gesichter meiner damaligen Klassenkameraden, und wo diese sassen. Ich war noch sehr gut in der Schule, in der 6. Klasse, danach begann ich den Spass an der Schule und am Lernen zu verlieren, in der 7. Klasse noch ein Echo von der Freude des Mädchens und der Lehrergläubigkeit, alles sollte sich danach immer mehr verlieren.
Mein Deutschlehrer mochte mich, ich weiss bis heute nicht, ob es einfach nur daran lag, dass ich immer sehr gute Noten in den Klassenarbeiten hatte. Ich mochte Deutsch, ich mochte Lesen, Grammatik war eine meiner Stärken. Der Lehrer hatte die etwas unangenehme Angewohnheit, die Klassenarbeiten sortiert zurückzugeben, angefangen mit der schlechtesten Note, das letzte Heft, das er ausgab war die beste Note. Peinlich, dass die Klassenkameraden so jeweils die Leistungen der anderen einordnen konnten. Schrecklich für den, der als erster angesteuert wurde, und irgendwie auch für den, der das Heft als letzter mit einer lobenden Erwähnung erhielt.