Samstag, 12. Mai 2012

Wer Romane verschenkt, macht sich verdächtig!

Wolfgang Tischer hat sich als Lesefreund beworben und am 23. April 2012 - dem UNESCO-Welttag des Buches - auf der Strasse Bücher verschenkt.

(c) Zsuzsanna Kilian


Was er erlebt hat, verarbeitet er in diesem Beitrag auf literaturcafe.de:

"Von wegen »Kostenloskultur«! Wer in der Fußgängerzone einer deutschen Kleinstadt einen guten Roman verschenken will, hat es verdammt schwer.

Ich will wildfremden Menschen ein Buch schenken, nämlich den Roman »Agnes« von Peter Stamm. Ich bin einer von 33.333 Lesefreunden am Welttag des Buches. Ich darf 30 Exemplare einfach so verteilen.

Begleitet von einer Reporterin des SWR ziehe ich los und muss die Erfahrung machen, dass Menschen, die etwas verschenken wollen, verdächtig sind. Eine zweite gewonnene Erkenntnis ist sogar noch erschreckender.

[...]

Lange war wir mir nicht mehr so bewusst, in welcher Buch- und Literaturblase ich lebe. Wer sich mit Büchern befasst, wer Bücher liebt, Lesungen und Buchmessen besucht, der bewegt sich unter Seinesgleichen. Dass man als Leser zu einer Randgruppe gehört, mag man ahnen, doch an diesem Freitag erlebe ich diese andere Wirklichkeit. Freude über einen geschenkten Roman? Die gab es selten bei denen, die uns zufällig in der Herrenberger Fußgängerzone entgegen kamen.

Bücher? Die wollen viele nicht mal mehr geschenkt."