Sonntag, 22. März 2015

Ein Geschenk für meinen Opi


Grosseltern etwas schenken war für mich immer noch schwieriger, als meinen Eltern. Was brauchen Grosseltern? Sie haben ja schon alles. Und was machen sie gern? Keine Ahnung. Lesen? Musik hören? Mit den Enkeln spielen? Grosse Ratlosigkeit. 

Als 15-Jährige (!!) habe ich meinem Opi dieses hilflose Spielebuch gestaltet. Hässlich wie die Nacht. Der erste Teil des Ringblocks besteht nur aus Tabellen, um Spielergebnisse einzutragen. Der zweite Teil, etwas origineller, ist gefüllt mit Quizfragen, Wizzen, Rätseln, Logikspielen. 

Das Buch wurde einmal genutzt. Der zweite Teil nie berätselt, vielleicht noch nicht mal gelesen.

Es ist auf jeden Fall ein furchtbares und unbeholfenes Geschenk. Aber ich erinnere mich noch genauso an das dauerhafte Gefühl der Beschämung, dass alle Geschenke, die selbstgemacht waren, nie zum Einsatz kamen. Wertlosigkeit.

Noch ein Geschenk


Keine Ahnung aus welchem Jahr das stammt. Keine Erinnerung mehr, für wen und für welchen Anlass das gedacht war. 

Ein beschämendes Geschenk



Meine Eltern (verantwortlich aber wohl eher meine Mutter) übergab mir einen Schuhkarton gefüllt mit Briefen, Bildern und Geburtstagsgeschenken an meine Grosseltern und Eltern, aus unserer Kindheit und Jugend.

Ich bin entsetzt und enttäuscht, über das Bild, das von mir aus diesen "Werken" entsteht. Aufgesetztheit, mangelnde Phantasie und Begabung, Schlampigkeit, gewollter Witz? Alles wenig schmeichelhaft. Wie kann man ein Kind, das einem solche Geschenke macht, tatsächlich ernst nehmen? 

Ich muss mich dieser Werke entledigen, ich will dieses Bild von mir nicht aufbewahren. Das Bild oben: ein "Geschenk" für meine Mutter von einer 12-Jährigen!! Seltsamerweise sehe ich mich dieses Spiel sogar noch basteln, und ich erinnere mich an eine gewisse Frustration über das Nicht-Gelingen, und über die Hektik, noch schnell ein Geschenk basteln zu müssen.

Meine Mutter sagte immer, und sagt immer noch: ich will keine Geschenke von Euch. Ich habe das nie verstanden. Und irgendwann als Entschuldigung genommen, mir tatsächlich keine Gedanken zu machen. Sie will ja eh nichts. Sie freut sich ja eh nicht. Über solche Geschenke hätte ich mich natürlich auch nicht gefreut. Aber ich vermute, dass die Ursache für all das nicht allein bei mir oder in mir lag. 

Der Inhalt dieses Kartons ist für mich symptomatisch für meine Kindheit und Jugend. Entsetzlich, widerlich.

Einzig zwei Kleinkind-Bilder versöhnen mich und zeigen mir, was hätte sein können.

Trotz meines Widerstands gegen das "Geschenk", das auf dem Bild zu sehen ist, zwei Anmerkungen: der Begriff "schönes Leben", der nun so sehnsüchtig besetzt ist; der Satz "Immer froh zu sein ist nicht schön" - was habe ich mir dabei als 12-Jährige gedacht? Schon das Gefühl, dass meine negativen Gefühle zwar nicht akzeptiert wurden, aber dennoch wichtig waren?

Dienstag, 3. März 2015