Freitag, 29. Mai 2015

Mike Leigh: Another Year - Keine Filmkritik

Bereits drei Mal habe ich den Film Another Year von Mike Leigh gesehen. Ich mag den Film, ich mag die Charaktere, die in dem Film vorgestellt und entwickelt werden, ich mag die Langsamkeit, in der er erzählt wird, ich mag die Beziehung zur Natur.



Aber schon beim ersten Schauen hatte ich, trotz meiner grossen Sympathie für die Charaktere, ein ungutes Gefühl. Wieso können sich Gerri und Tom, die ein sorgenfreies Leben führen und eine erfüllte, liebevolle Beziehung haben, über andere Menschen urteilen und sich ständig im Recht fühlen? Und darf Familie wirklich in diesem Extrem über Freundschaften stehen? Oder ist die Beziehung zwischen Gerri und Mary überhaupt eine Freundschaft? Und wenn nicht, darf Gerri dann so tun als ob, da sie Mary anscheinend garnicht braucht?

Gleichzeitig sass ich voller Bewunderung und Sehnsucht und Verständnis vor dem Leben von Gerri und Tom: Vertrauen, auch nach vielen Jahren Ehe, Humor, gemeinsame und geteilte Leidenschaft, vor allem der Garten, die Natur, der Kreislauf der Jahreszeiten, die ehrliche Arbeit am und im Boden, und die Ernte, die Früchte dieser Arbeit.Gemeinsam kochen und essen, Tee trinken, den Tag beschliessen, lesen, erzählen.


Ich teile viel von diesem Leben in Partnerschaft und Liebe. Ich habe das grosse Glück, in einer glücklichen Beziehung zu leben. Aber ich habe keine Ahnung von der Selbstverständlichkeit, andere Menschen abzuurteilen. Diese Eigenschaft ist mir fast zuwider. Ein Derzeit grosses Thema, da meine Mutter diese Eigenschaft auch hat.

Trotzdem sind mir die Charaktere von Gerri und Tom nicht zuwider. Was ist hier los?

Bei der Lektüre von Wilhelm Schmid Mit sich selbst befreundet sein bin ich auf meine Antwort gestossen.

Tom, aber vor allem Gerri, verkörpern für mich Teile meines "festen inneren Kerns". Das heisst, ich muss sie nicht als Personen begreifen, sondern sie abstrahieren für mich bestimmte Eigenschaften in Strukturen zum Zwecke einer Selbstdefinition.


Zu diesem Zweck müssen die Figuren nicht ausgeglichen und feherbehaftet sein. Nein - sie dürfen in diesem Sinne unnachgiebig sein. Es geht um die innersten Werte, nicht um eine realistische Darstellung eines menschlichen Lebens mit Makeln und Irrtümern. Gerri und Tom leben ihre Werte, und darin finde ich auch einen Ausschnitt der meinen wieder, und im verfolgen dieser Werte sind diese Eckpunkte (m)einer Selbstdefinition unnachgiebig.

Liebe, Familie, Kinder, Vertrauen, Humor, Genuss, Natur, Natürlichkeit, Freude, Freundschaft, Mitgefühl, Arbeit, Hilfe für den Anderen, Heimat, Gelassenheit.

Montag, 25. Mai 2015

Dumb Little Man: 4 Truths About Worry

“I’ve had a lot of worries in my life, most of which never happened.”
Mark Twain

Auf Dumb Little Man erschien am 20. Mai ein Artikel über vier Wahrheiten bezüglich der eigenen Sorge, was andere über uns denken, was unsere Entscheidungen beeinflusst und was wir dagegen tun können.

4 Truths About Worry treffen einige meiner derzeitigen Sorgen, meiner verstörten Selbstwahrnehmung, meiner Zurückgenommenheit. Nochmal lesen!

World Dream Atlas

World Dream Atlas is an index of dreams from around the globe gathered by Roc Morin. The goal is to collect dreams in every country on earth.
 
 

Matthias Schaller: Das Meisterstück

Matthias Schaller fotografiert die Farbpaletten verstorbener Künstler und demonstriert in seiner Sammlung Das Meisterstück die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Kunstformen der Maler.

Giovanni Segantini - (c) Matthias Schaller


Ein kleines Ratespiel :-)


Mittwoch, 20. Mai 2015

Der Wendepunkt

Endlich war der Moment gekommen. Dank meiner Freundinnen B und M, zufällige Bekenntnisse, Gespräche, Ratschläge, konnte ich endlich den Entschluss fassen, Hilfe zu suchen. Diese Suche war noch einmal beschwerlich, aber im dritten Anlauf kam ich an. Eine Familientherapeutin, die mich schon nach der ersten Sitzung an einen eigenen Psychologen überwies. Nun bin ich in Therapie, und ich nehme Medikamente.

Hier anzukommen, hatte ich nie zu hoffen gewagt. Dass mir jemand sagt: Sie dürfen nicht so leiden. Sie haben eine Erschöpfungsdepression. Dass mir jemand sagt: Sie haben eine leichte bis mittelschwere Depression, Medikamente können Ihnen helfen.

Die Erleichterung, mich nicht mehr verstecken zu müssen, nicht mehr so tun müssen als ob es mir gut ginge.

In meinen schlimmen Phasen habe ich mich als ewig depressive, als Verlierer-Mutter, als Leidende, als einen Menschen, der alles verpasst hat, gesehen. Nun habe ich Hilfe. Und die Chance, dass sich mein Leiden, das Leiden so vieler langer Jahre, bessert.

Ein grosses Thema: meine Eltern.

Ein grosses Thema: meine schwierigen Gefühle, und der Herr "Reiss-Dich-Zusammen", der mir noch obenrein verbietet, schwierige Gefühle zu haben

Ein grosses Thema: meine alte grosse Liebe zu S

Ein grosses Thema: meine Kinder, die Wutausbrüche, das Schreien

Ein grosses Thema: mein geringes Selbstwertgefühl