Sonntag, 15. April 2012

View-Master

Unser Kleiner verbrachte heute Nachmittag zwei Stunden bei unserer Freundin. Als ich ihn abholte, hielt er ein rot-weisses Teil vor seine Augen, und schon von der Wohnungstür aus konnte ich erkennen, was er da in seinen Händen hielt.

Nicht, dass ich es hätte benennen können. Das kann ich erst seit ein paar Stunden -

Unser Kleiner hielt einen View-Master vor seine Augen, ein kleines mechanisches Gerät, das es ermöglicht, Stereobilder zu betrachten. Ich hatte als kleines Kind auch einen solchen View-Master, und ich habe es immer noch hier bei mir.


Ich erinnere mich an meine Faszination beim Betrachten der Stereobilder. Wir hatten genau drei Scheiben, drei Folgen einer Petzi-Geschichte, die auch als Buch in meinem Regal stand. Es begeisterte mich die Verkürzung der eigentlich recht langen Geschichte, die rätselhafte Tiefe der Bilder, die gleichzeitig unerklärlich und doch selbstverständlich vor meinen Augen entstand. Ich erinnere mich auch, wie irritierend ich es fand, das man durch das Gerät nicht eigentlich hindurchsehen konnte, denn ohne Bildscheibe sah das Auge nur milchigweisses Licht.

Ich weiss, dass ich es nicht müde wurde, die drei Scheiben wieder und wieder anzusehen. Eigentlich bin ich heute verwundert, dass ich mir nicht mehr Scheiben-Geschichten gewünscht habe. Aber das passt nun auch wieder zum Kind-Sein. Es ist irgendwie wie es ist, und es ist gut so.

Als mein Sohn und ich nach Hause zurückkehrten, kramte ich ihm umgehend meinen View-Master hervor. So ist er nun in seinen kleinen Händen und ich wünsche mir für ihn die gleiche tiefe Faszination und Hingabe.