Dienstag, 16. Dezember 2014

The Simple Woman's Daybook

Would you like to linger on the simple things...then join me and many others in taking a little look into the day plans and thoughts of those who are focusing on simplicity...beauty of the everyday moments.
http://thesimplewomansdaybook.blogspot.com/


FOR TODAY

Outside my window... der 16. Dezember. Mal wieder Hochnebel. Ein grauer, erstaunlich milder Tag. Kein Schnee in Sicht. Die Bäume ohne Blätter, manche Herbstblumen tragen noch Blüten.

I am thinking...
in einer Woche ist Weihnachten. Die Adventszeit vergeht, die Wohnung ist geschmückt, aber die Tage vergehen, ohne dass ich in eine Adventsstimmung falle. Vieles ist noch nicht vorbereitet, die Wohnung noch nicht besuchsfertig, dabei bekommen wir übermorgen schon unseren Weihnachtsbesuch. Geschenke sind auch noch nicht alle da. Karten sind noch nicht geschrieben. Also denke ich: es gibt noch so viel zu tun. Aber ich geniesse die freie Stunde gerade, und ich möchte nicht schon wieder räumen, organisieren, vorbereiten. Muss mal auftanken.

I am thankful...
dass meine Eltern gesund sind. Dass wir gemeinsam ein weiteres Weihnachtsfest feiern dürfen. Vieles ist nicht so, wie es am besten wäre, aber ich bin dankbar dafür, dass sie immer noch für mich da sind.

In the kitchen...
ein Chaos. Und zwei neue Küchenhelfer: ein Stabmixer und ein Handrührgerät.

I am wearing...
kurzer Jeansjock, Pulli, schwarze Strumpfhosen. Mein weiblicheres Ich?

I am creating...
eine aufgeräumte Wohnung.

I am going...
ich möchte endlich die Weihnachtsbücher mit meinem Grossen lesen. Die Adventswochen waren so turbulent, dann waren irgendwie alle krank, und wenn ich mit den beiden Kindern alleine bin, kann ich ihm sowieso nichts vorlesen.

I am wondering...
wie schnell mich eine (Nicht-)Reaktion eines anderen Menschen mich so schnell aus meinem seelischen Gleichgewicht bringen kann.

I am reading...
Modiano. Juul. Wilhelm Schmid.

I am hoping... dass wir ab Freitag zwei ruhige, erholsame Wochen als Familie verbringen dürfen. Alle sind so müde und ausgelaugt.

I am looking forward to...
die weiteren Adventstage. Ich freue mich auf Weihnahchtsmusik, Plätzchen backen, Kerzen ziehen, und Stunden mit Büchern und Spielen - und vielleicht sogar ein wenig Zeit für mich ganz allein.

I am learning...
es gibt so viele Formen des Unglücklich-Seins. Die meinige ist legitim. Ich darf sie aber nicht über mein Leben herrschen lassen.

Around the house...
ich liebe die Weihnachtsdekorationen und Lichter in den Nachbarhäusern und in den Quartieren.

I am pondering...
begleite ich meine Kinder gut genug, dass sie zu selbständigen, glücklichen Menschen wachsen können?

A favorite quote for today...
"Jeden mit Glück erfüllen, auch sich. Das ist gut" (B. Brecht)

One of my favorite things...
den Liedern auf Freddy Quinns Weihnachtsplatte zuhören und mitsingen.

A few plans for the rest of the week: aufräumen. putzen. mehr zeit für die kinder.

Dienstag, 25. November 2014

Spinnenbäume in Pakistan

Der Welt-Artikel Spinnenbäume - Folge der Flut, Schutz der Menschen vom 7. April 2011 berichtet, wie die Spinnen aufgrund der Flut gezwungen waren, sich einen anderen Lebensraum zu suchen. Die Bilder dazu sind unglaublich.


(c) Reuters

"Atemberaubende Bilder aus dem Dezember 2010, die jetzt erst veröffentlicht worden sind: Spinnennetze verschleiern Bäume in der Region Sindh im Nordwesten Pakistans. Neun Monate sind inzwischen seit der Flutkatastrophe vergangen.

Damals war innerhalb einer Woche so viel Regen gefallen wie sonst in zehn Jahren. Das Wasser bedeckte im vergangenen Juli ein Fünftel des Landes. In einigen Gebieten ist das Wasser noch immer nicht versickert. Flache Seen liegen auf Felden, Städten und Dörfern. Die anhaltende Feuchtigkeit vertrieb nicht nur 20 Millionen Menschen – auch die Natur musste sich neue Überlebensstrategien überlegen.

Um ihre acht Füße trocken zu halten, verzogen sich die Spinnen auf die Bäume. Von dort aus schützen sie auch die menschlichen Anwohner des Katastrophengebiets. Die britische Behörde für Internationale Entwicklung berichtet, dass in den Regionen mit Spinnenbäumen weit weniger Malaria übertragende Mücken leben als erwartet. Denn die Mücken verheddern sich in den weißen Baumkronen und werden von den Spinnen verspeist."


Nick Brandt: Across the Ravaged Land

Der Photograph Nick Brandt hat während seiner Suche nach Motiven am Natronsee in Tansania Tierkadaver gefunden, die an Land gespült und aufgrund des hohen Soda- und Natrongehalts des Sees für die Ewigkeit konserviert worden waren.

"I unexpectedly found the creatures – all manner of birds and bats – washed up along the shoreline of Lake Natron in Northern Tanzania. No-one knows for certain exactly how they die, but it appears that the extreme reflective nature of the lake’s surface confuses them, and like birds crashing into plate glass windows, they crash into the lake. The water has an extremely high soda and salt content, so high that it would strip the ink off my Kodak film boxes within a few seconds. The soda and salt causes the creatures to calcify, perfectly preserved, as they dry.

    I took these creatures as I found them on the shoreline, and then placed them in ‘living’ positions, bringing them back to ‘life’, as it were. Reanimated, alive again in death."

(c) Nick Brandt

(c) Nick Brandt

(c) Nick Brandt

(c) Nick Brandt



Mitschriften aus der Oberstufe

Zwei Hefter habe ich gefunden, Mitschriften aus der Oberstufe des Gymnasiums: Musik, Kunst und Religion. Sie sind voll von Kopien, Tafelabschriften, Materialien, ab und zu Zeichnungen, die aus Langeweile entstanden sind, Lehrerzitate (Religion - K: "Nuschel ich oder was?" "Ja" K: "Ach, Unsinn" -- Jean Paul heiratete 1836 eine reiche Witwe K: "... das war saupraktisch" -- K: "In dieser Klasse gibt es ein paar Leute, die müsst man eliminieren! Natürlich nicht körperlich, nur geistig") oder kleine schriftliche Dialoge mit Banknachbarn.



Die Hefter sind vollgestopft mit Information. Freiheit - Verantwortung - Schuld, Gottesglaube - Athesismus:

"Ich kann nicht ja sagen, aber ich will auch nicht nein sagen"
Thomas Bernhard

"War das das Leben? Wohlan, noch einmal"
Friedrich Nietzsche


Stilepochen Malerei, Sonate, Fuge, Bolero bis zum Erbrechen. 

Erinnerst Du Dich an den Geruch der frisch gedruckten Matrizen?

Ich bin beeindruckt von der Fülle an (damaligem) Wissen, das uns zur Verfügung stand und uns Türen öffnete, und uns erlaubt hätte, so viele verschiedene Wege zu gehen. Wir haben so viel gelernt, vor allem auswendig gelernt (was für mich heute vieles in Frage stellt), aber wir durften lernen. Heute sagen mir die Mitschriften kaum noch etwas. Oder, auch erstaunlich: ich sehe, dass ich damals bereits Namen und Aussagen kannte, die mir erst viel später etwas bedeuteten, und von denen ich dachte, ich hätte sie erst zu diesem späteren Zeitpunkt kennengelernt. Was ja auch auf gewisse Weise stimmt.


Montag, 24. November 2014

DANCE #babylove

In unserer Gesellschaft müssen wir lernen, mehr von Kindern zu lernen.

Letzte Woche lief ich hinter eine Krippen-Gruppe her, drei Erwachsene und sechs Kinder machten gemeinsam einen kleinen Ausflug. Aus irgendeinem Grund hat mich das Bild sehr berührt: diese kleinen und grossen Menschen nebeneinander, miteinander, ein Ganzes, Gleichwertiges. Mir wurde in diesem Moment bewusst, dass es das gleichwürdige Miteinander von Gross und Klein zu selten gibt. Immer noch betrachten wir uns als Erziehende, wir lassen unseren Kindern nicht genügend Gestaltungsraum, so dass sie _uns_ wachsen lassen, so dass _wir_ von ihnen lernen.

Mittwoch, 12. November 2014

Exes

What you're really saying when you first see an ex.


Exes from Alison G. Vingiano on Vimeo.

Donnerstag, 6. November 2014

Klimt: Detail Die Drei Lebensalter


Caldera. Ein Blick in die Welt der Psychose


SYNOPSIS
Through the eyes of a young girl suffering from mental illness, CALDERA glimpses into a world of psychosis and explores a world of ambiguous reality and the nature of life and death.

 
DIRECTOR'S STATEMENT
CALDERA is inspired by my father's struggle with schizoaffective disorder. In states of delusion, my father has danced on the rings of Saturn, spoken with angels, and fled from his demons. He has lived both a fantastical and haunting life, but one that's invisible to the most of us. In our differing understanding of reality, we blindly mandate his medication, assimilate him to our marginalizing culture, and entirely misinterpret him for all he is worth. CALDERA aims to not only venerate my father, but all brilliant minds forged in the haunted depths of psychosis.


Caldera (2012) from ORCHID on Vimeo.


HISTORY
CALDERA was helmed by Evan Viera (Director/Composer/Co-Writer) and Chris Bishop (Co-writer/Animation Supervisor/Story Artist) and was produced at Hampshire College. CALDERA was the first film to go through the Bit Films Incubator Program, where founder and professor Chris Perry (co-producer/editor) invites orphaned independent films to be made on campus with the College's students and resources. MANY students and industry professionals generously donated their time to the making of this film. See below for the full credits list.
In co-production with Bit Films and Flicker Dreams Productions

I had a black dog, his name was depression

Matthew Johnstone hat eine Kurzfilm über Depression gezeichnet.

Er nennt seine Depression als einen schwarzen Hund. Dieser besucht ihn zu Zu Anfang besucht ihn der schwarze Hund ab und zu, als er älter wird, begleitet der Hund jeden Moment seines Lebens, bis Matthew professionelle Hilfe sucht. Ein Bild, das es Menschen, die ein Gefühl der Depression nicht kennen, vielleicht ermöglicht, Verständnis für depressive Menschen aufzubringen.


Buddha: What you think, you become...

(c) The Unbounded Spirit

Dienstag, 4. November 2014

Eine Kerze und ein Reise-Tagebuch in den Hohen Norden

Weitermachen: Abschied von Zwei.


1. Die Tischkerze meines Kommunionstags

Ich fand sie vom ersten Moment an wunderschön. In meiner Erinnerung haben mich meine Eltern mit der Kerze überrascht, ich erinnere mich nicht, sie mit ausgewählt zu haben, noch zu wissen, dass es eine solche Kerze für meinen Platz am Tisch geben würde.

Die Farbe: ein gebrochenes Weiss, goldene, feinziselierte Verzierungen, ein Ring am unteren Ende der Kerze bildend: Kreise, ineinander greifend, darüber und darunter Borten, wellenförmig, an Lilien oder Blütenornamente erinnernd. Mein Name, in Gold, darüber. Darüber aus Wachs geformt ein Blütenkranz, oben offen, mit kleinen grünen Blättern und weissen Blütchen, welche hellgrünen Stempelchen umrahmen. Der Blütenkranz umfasst einen goldenen Kelch (auf einer weissen Wolke stehend), der die Hostie hält. Von der Hostie steigen goldene Strahlen auf. Auf der Rückseite der Kerze das Datum meiner Kommunion.

Die Kerze symbolisiert nun nicht mehr das Erlebnis der Kommunion.

Sie ist ein Zeichen der Liebe und Fürsorge meiner Eltern, die sich für diesen Tag so viel Gedanken für mich gemacht haben. Und eine Kerze gewählt haben, die mich auch heute noch erfreut.

Ich habe sie fotografiert, um mich immer an das Gefühl zu erinnern, das diese Kerze einmal in mir ausgelöst hat.





edit: die Kleine hat die Kerze wieder "ausgegraben" und mit Hingabe dier Blüten und Verzierungen befühlt. Ich habe sie dabei aufgenommen; es gibt mir das Gefühl, der Kerze einen Platz in der Gegenwart zuweisen zu dürfen; so ist sie nicht nur meine Erinnerung an eine vergangene Zeit, sondern auch mit meinem augenblicklichen Leben verbunden. Ich kann sie leichter gehen lassen.



2. Das Reisetagebuch

1988, zehn Tage Urlaub im Norden Deutschlands mit einer Freundin, ein Tagebuch. Wir haben alles akribisch notiert - jede Bemerkung, die uns zum lachen brachte (und davon gab es viele...), jede Mahlzeit, jede Aktivität, und war sie noch so banal. Alles war wichtig, alles war besonders. Wir waren furchtbar pubertierend. Harmlos und nett. Aber furchtbar pubertierend. Zum Schluss und als Dankeschön für die Gastgeber gabs ein selbstgereimtes Gedicht.

Es gibt ein paar Photos (neben all den Fahrkarten, Eintrittskarten, Kassenbons, Werbungen, Flyern, die wir _alle_ eingeklebt haben), die mich in zu kurzen Hosen zeigen, die Knöchel schauen immer unten raus, wir tragen Espradrillos oder Birkenstock. Meine Mimik immer ein wenig quer. Drei gute Portraits, die ich herausgerissen habe und aufbewahren werde. Der Rest muss weg. Aber ich glaube: wir hatten richtig viel Spass.

Montag, 3. November 2014

Kissen

Die selbstgenähte Kissenhülle, das Kissen darin eingenäht.



Der Stoff: ein Geschenk von Freunden meiner Eltern. Irgendwann, nach Jahren, aber noch zu einem Zeitpunkt, an dem ich bei meinen Eltern wohnte, entschloss ich mich, daraus eine Kissenhülle zu nähen. Sie ist nicht besonders gut gelungen, wie fast alles, was ich handwerklich beginne. Ich habe dieses Kissen oft auf Reisen mitgenommen, zum Zelten.

Der Stoff erinnert mich heute auf sehr unangenehme Weise an die Freunde meiner Eltern. Und das Kissen dient mir schon seit langen Jahren nicht mehr auf Reisen. Es liegt auf meinem Kleiderschrank und verstaubt. Heute nehme ich Abschied.

Forty portraits in forty years

Aus dem New York Times Magazine

"Nicholas Nixon was visiting his wife’s family when, “on a whim,” he said, he asked her and her three sisters if he could take their picture. It was summer 1975, and a black-and-white photograph of four young women — elbows casually attenuated, in summer shirts and pants, standing pale and luminous against a velvety background of trees and lawn — was the result.

(c) Nicholas Nixon. 1975, New Canaan, Conn.
 A year later, at the graduation of one of the sisters, while readying a shot of them, he suggested they line up in the same order. After he saw the image, he asked them if they might do it every year. “They seemed O.K. with it,” he said; thus began a project that has spanned almost his whole career. The series, which has been shown around the world over the past four decades, will be on view at the Museum of Modern Art, coinciding with the museum’s publication of the book “The Brown Sisters: Forty Years” in November.

Who are these sisters? We’re never told (though we know their names: from left, Heather, Mimi, Bebe and Laurie; Bebe, of the penetrating gaze, is Nixon’s wife). The human impulse is to look for clues, but soon we dispense with our anthropological scrutiny — Irish? Yankee, quite likely, with their decidedly glamour-neutral attitudes — and our curiosity becomes piqued instead by their undaunted stares. All four sisters almost always look directly at the camera, as if to make contact, even if their gazes are guarded or restrained."

(c) Nicholas Nixon. 1981, Cincinnati
(c) Nicholas Nixon. 1999, Brookline, Mass.
(c) Nicholas Nixon. 2014, Wellfleet, Mass.


Die Seite des New York Times Magazines zeigt alle Bilder der 40 Jahre. 

Was empfinde ich, wenn ich diese Photographien betrachte?

Ich bewundere die Schönheit der Jugend, die kühlen Blicke, die Sicherheit der jungen Frauen, im Leben zu erreichen, was sie erreichen wollen. Es ist in diesen jungen Jahren eher ein Nebeneinander, als ein Miteinander. Frisuren und Kleidung ändern sich, und auf einmal auch ein Blick. Eine Weichheit, ein leichtes Lächeln. Und auf einmal erste Falten. Müdigkeit. Wann ist das passiert? Innerhalb eines Jahres? Oder lassen sich erste Zeichen doch vorher schon erahnen? Im Rückblick? Irgendwann schaut man den Frauen ins Gesicht und Beginnt Biographien zu erahnen, Schmerz, Enttäuschungen, Erfolge, Mühen, Trauer, Zufriedenheit, Schwangerschaften, Kinder. Gelebtes Leben. Unmerklich werden aus diesen starken, hoffnungsvollen, jungen Frauen: reife Frauen. Sie sind milder. Versöhnter. Einander zugewandt. Sich Halt gebend. Erfüllt.  

Sonntag, 2. November 2014

Continuous Creation Challenge (CCC)

Joel Zaslofsky hat 2012 die Continuous Creation Challenge ins Leben gerufen. Kreativ sein statt zu konsumieren, produzieren statt zu prokrastinieren, Gewohnheiten ablegen um neue zu schaffen, die uns zufriedener machen und uns gut tun - uns erlauben ein erfüllteres Leben zu führen.



The Value of Simple.

Die Schallmauer

Ich werde heute ein Buch, ich würde jetzt lieber schreiben: verschenken, weitergeben, aber es wird hier stehen: wegwerfen. Ein Buch, das ich vor bald 30 Jahren geschenkt bekam, von unserem Gemeindepfarrer und meiner Chorleiterin, als ich im Krankenhaus lag. Die Widmung: "Liebe ... , Geduld + Hoffnung im Krankenhaus, Deine...".


Das Buch hat mich einige Jahre begleitet. Ich sehe mich in meinem Zimmer sitzen, draussen ist es dunkel, drinnen brennt nur eine Kerze (dich ich selbst gestaltet habe in einem KSJ-Treffen) und ich lese in diesem Buch. Am Fenster. Bete. Versuche zu verstehen. Bin inspiriert. Glaube in die richtige Richtung zu sehen. Resigniere gleichzeitig. Ich werde es nicht schaffen, zu glauben.

Ich lese heute einige der Texte und Gebete. Ich erinnere mich kaum an den Wortlaut. Die Worte: sehr von den 80er Jahren geprägt. Diese Zeit atmet durch die Texte: atomare Bedrohung, saurer Regen, kalter Krieg, Dritte Welt. Aber auch: Liebe, sich selbst erkennen, sein Leben zu versäumen. Reduzierte Texte, damals wohl neu und provozierend, heute ein wenig angestaubt. Alle Themen immer noch aktuell, aber heute flankiert von so vielen neuen Krisen, dass diese Zeit vor 30 Jahren fast unschuldig wirkt.

Beunruhigend: mancheTexte machen mir auch heute noch Eindruck. Wohl einen ähnlichen, den sie mir vor drei Jahrzenten gemacht haben. Texte, die von der Angst handeln, nicht zu leben. Das Leben nicht zu leben, aus Angst vor Krankheit und Tod. Den Augenblick zu versäumen, weil ich immer an den nächsten Schritt denke. Die Schönheit nicht zu sehen, weil ich mich in Vorurteilen vergrabe.

Ich werde das Buch heute wegwerfen, weil ich in Gebeten keine Antwort für mich in dieser Welt finden werde. Aber soviel Emotion und Jugend liegt in dem Buch, in seinem Ton, auch seinem Einband, den ich so oft angeschaut und in meinen Händen gehalten habe, dass ich es nicht einfach gehen lassen kann. Ich verabschiede mich.

Freitag, 24. Oktober 2014

Nietzsche: Herr in der eigenen Werkstatt

"Ach, es ist viel Langeweile zu überwinden, viel Schweiß nötig, bis man seine Farben, seinen Pinsel, seine Leinwand gefunden hat! Und dann ist man noch lange nicht Meister seiner Lebenskunst, – aber wenigstens Herr in der eigenen Werkstatt."

Friedrich Nietzsche

Muschelbox

Die Kiste mit den Muscheln, über Urlaube hinweg gesammelt und seit Jahrzehnten ungeöffnet. Die Urlaube lagen in den 80er Jahren, Familienurlaube - der letzte 1989.





Seltsam, diese Muschelschalen wieder mit den Händen zu berühren, ein zweites, ein weiteres, ein letztes Mal. Manche Erinnerung an das Sammeln dieser Hüllen ist so intensiv, dass ich mich wieder an dem jugoslawischen Strand sehe, suchend, freudig, aufgeregt, während meine Hände im hier und jetzt durch die Muscheln im Karton streifen, ein Geruch nach altem Meer und Salz aufsteigt, und meine Augen die Formen und Grössen der Schnecken und Muschelschalen erfassen.

Auch die Steine - vor allem Helgoland. Und dann die bemalten Kiesel, auch daran noch eine vage Erinnerung, an den Fund und die Gestaltung.


Mittwoch, 21. Mai 2014

Das verletzte Kind. Grosse Schwester - kleiner Bruder.

Ich setze mich in diesen Monaten ein weiteres Mal intensiv mit Eltern-Kind-Beziehungen auseinander. Erst einige Monate nach der Geburt von meinem Grossen habe ich begonnen, in Frage zu stellen, wovon ich felsenfest überzeugt war, und was auch meine eigene Kindheit auszeichnete: Eltern sind eine Autorität, Kinder gehorchen, Kinder schlafen im eigenen Bett, Eltern wissen was richtig für ihre Kinder ist, Eltern strafen scheinbares Fehlverhalten, Eltern müssen Konsequenz zeigen, Kinder müssen erzogen werden.

Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass Kinder nicht erzogen werden müssen. Kinder benötigen die Begleitung ihrer Eltern. Kinder benötigen Vorbilder. Kinder brauchen Eltern, die gleichwürdig und kooperativ mit ihnen umgehen.

Dies verdanke ich zahlreichen Autoren, Psychologen, Soziologen, Ärzten und natürlich Müttern. Jesper Juul, Jean Liedloff, Carlos Gonzalez, Kurt und Karin Kloeters, Adele Faber, Elaine Mazlish, sowie allen Müttern und Vätern von rabeneltern.org.

Gerade heute habe ich Siblings without Rivalry von Faber und Mazlish zu Ende gelesen. Mir liefen die Tränen. Und nicht, weil ich als Mutter mein Versagen und meinen Frust verspürt habe. Nein. Das Kind in mir, die grosse Schwester, der ungelenke, unsichere Teenager in mir, das Mädchen, das immer gefallen wollte, und nie "cool" war: es waren die Tränen dieses Kindes, die heute geflossen sind.

Dass die Beziehung zu meinem "kleinen" Bruder nicht so herzlich ist, wie sie sein könnte, ist mir schon länger aufgefallen. Zwischenzeitlich, vielleicht zwischen meinem zwanzigsten und dreissigsten Lebensjahr, dachte ich, unsere Beziehung wäre positiv und liebevoll.

Als wir Kinder waren, haben wir uns viel gestritten. Und ich habe mich oft durch meinen kleinen Bruder verletzt gefühlt. Als wir Teenager waren, fühlte ich mich immer unterlegen. Er hatte die lustigeren Freunde, machte die spannenderen Sachen, war cooler, war besser gekleidet, war mehr auf Konfrontationskurs mit unseren Eltern, war unabhängiger, interessierter, engagierter.

Heute frage ich mich, ob ich überhaupt je aus der Rolle der verkrampften grossen Schwester herausgefunden habe. Ich habe mich bei dem Gedanken ertappt, dass er sogar der bessere, coolere Vater werden wird, einer, der seine Kinder früher bekommt und daher dynamischer und energievoller sein kann als ich. Inzwischen ist das nicht mehr möglich, denn er ist nun älter, als ich es zum Zeitpunkt der Geburt meines Grossen war. Aber ich erinnere mich beschämt an das Gefühl der Erleichterung, als er mein damaliges Alter (kinderlos) überschritten hatte.

Nun ertappe ich mich bei dem neuen Gedanken, dass er ja vielleicht nie Kinder wollte, und mich "uncool" und spiessig findet, weil ich zu Hause sitze, mit zwei kleinen Kindern, und sonst nichts mache.

Alles wenig schmeichelhaft für mich. Gedanken, derer ich mich schäme.

Aber heute Nachmittag, nach dem Lesen des Buches von Faber und Mazlish, frage ich mich, ob diese Schamgefühle allein meine Schuld sind. Oder ob meine Befangenheit, meine Niedergeschlagenheit nicht auch andere Gründe haben: in der Beziehung zu meinem Bruder. Und zu meinen Eltern.


Donnerstag, 15. Mai 2014

Siblings Without Rivalry: Dedication

Siblings Without Rivalry
by Adele Faber and Elaine Mazlish

is dedicated:

To all the grown up siblings who still
have a hurt child inside them.



Sonntag, 4. Mai 2014

Peter Meyer, Photograph auf Fraser Island

Ich sehe gerade auf arte.tv die Dokumentation Die neuen Paradiese: Australien - Blaue Berge, goldene Strände.

Darin erzählt der Photograph Peter Meyer von seinem Beruf und seiner Leidenschaft: er photographiert die Natur, das Licht, die Bäume, das Meer, die Seen, den Himmel von Fraser Island. Die von ihm gezeigten Bilder in der Dokumentation haben mir so sehr gefallen, dass ich nach ihm gesucht habe.

(c) Peter Meyer


Auf seiner Webseite Fraser Island Gallery stellt Peter sich vor.

Es sind nicht nur die Bilder, die mich so sehr ansprechen, und meiner Sehnsucht nach Australien entsprechen. Es ist auch der Mut von Peter, sein Leben einfach zu ändern, nachdem er merkte, dass sein bisheriger Entwurf ihm nicht das Glück brachte, nach dem er suchte. Einfach auf einer einsamen Insel leben, nahe der Natur. Es klingt vielleicht seltsam, Fraser Island als einsame Insel zu bezeichnen. Aber in der Doku sprach Peter davon, dass es genügt, sich 100 Meter von den Touristen-Highlights zu entfernen, um sich in absolut unberührter Natur und alleine zu finden.


Self-operation: Tracking down a good story

Ein Arzt, der für ein Jahr in der Antarktis arbeitet, fühlt sich beruflich nicht ausgelastet, und beginnt sich zahlreiche Aufgaben zu stellen, um am Ball zu bleiben. Dazu gehört auch die Lektüre von Fachartikeln, der er im Internet recherchiert.

Auf der Webseite AntarcticDoctor erzählt er von einer Geschichte - und wie er an die Quellen der Geschichte kommt - , die er bereits vom HörenSagen kannte und der er nun auf den Grund gehen wollte: der russische Arzt Dr Leonid Rogozov, im Jahr 1961 ebenfalls mit einem Team in der Antarktis tätig, operiert sich selbst erfolgreich am Blinddarm.

Sein Team (keines der anderen Mitglieder ist medizinisch ausgebildet) assistiert die Operation. Dr Rogozov führt den Eingriff erfolgreich durch, wenn er seinen Zustand nach der Operation auch als "moderately poor" bezeichnet. Vier Tage später ist sein Zustand normal, keine zwei Wochen später ist er wieder voll belastbar.

Diese unglaubliche Geschichte wird mit Bildern illustriert. Das erste Bild zeigt Dr Rogozov, während er sich selbst operiert. Auf dem zweiten Bild ist er nach dem Eingriff zu sehen, recht erholt, mit einem Kollegen einen Pinguin tätschelnd.

(c) Dr Vladislav Rogozov (on AntarcticDoctor)

(c) Dr Vladislav Rogozov (on AntarcticDoctor)

Der Originalartikel von Dr Leonid Rogozov wird ebenfalls zur Verfügung gestellt.








Mittwoch, 19. Februar 2014

Leide ich an Trypophobie...


Trypophobie ist ein Begriff, der seit 2005 existiert und eine Angst vor Löchern bezeichnet. Trypophobie äussert sich durch Unwohlsein, Nervosität, körperliche Reaktionen. 


Na, auch trypophob?

Furchtbar, kann kaum hinsehen. Jagt mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.

Mehr Infos gibt es auf today24news.

Montag, 17. Februar 2014

Vitaliy Raskalov und Vadim Makhorov: Über den Dächern von Shanghai (Photos und Video)

Unglaublich und verrückt: die beiden Russen Vadim und Vitaliy besteigen den Shanghai Tower, mit 632 Metern das höchste Gebäude von China und das zweithöchste der Welt.

Die Bilder sind wunderschön (gesehen auf tuxboard.com)...





...und schon allein beim Betrachten des Videos wird mir schwindelig und übel..


Guillaume Nery: Free Fall

Guillaume Nery springt in das Dean's Blue Hole, gefilmt von Julie Gautier.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Klaus Nomi: The Cold Song

Klaus Nomi, geboren 1944 als Klaus Sperber, gestorben 1983 in New York an Aids. Countertenor in klassischer Musik und Popmusik.




Was für ein zerbrechlich wirkender Mensch, trotz der Maske. Und was für eine Stimme. Eingenwillige Kompositionen, Mensch und Musik fast wie aus einer anderen Welt, aber zumindest aus einer anderen Zeit. David Bowie wurde auf ihn aufmerksam, und er trat als Background-Sänger mit ihm auf.

Hier eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1982, Klaus Nomi zu Gast in Thomas Gottschalks Sendung Na Sowas, auch eine Zeitreise irgendwie.



The Cold Song.

"What Power art thou,
Who from below,
Hast made me rise,
Unwillingly and slow,
From beds of everlasting snow!

See'st thou not how stiff,
And wondrous old,
Far unfit to bear the bitter cold.

I can scarcely move,
Or draw my breath,
I can scarcely move,
Or draw my breath.

Let me, let me,
Let me, let me,
Freeze again...
Let me, let me,
Freeze again to death!"



Dienstag, 14. Januar 2014

Auf Schienen durchs Outback


Nicht nur Güterzüge und Zweckverbindungen durchziehen den australischen Bundesstaat Queensland. Es gibt auch romantische Routen durch das weite Land. Für Freunde historischer Züge ist das Reisen damit ein besonderes Erlebnis, ohne Hightech und Hochgeschwindigkeiten.

So zählt die Kuranda Scenic Railway zu den schönsten Bahnstrecken Australiens. Die Entfernung beträgt nur 34 Kilometer, aber die Fahrt dauert fast zwei Stunden. Ständige Stopps ermöglichen den Touristen, Sehenswürdigkeiten wie die Barron Falls zu fotografieren.

(c) arte
Angeblich ist der Bahnhof von Kuranda der schönste Bahnhof Australiens. Er liegt mitten im tropischen Regenwald. Früher war Kuranda ein Künstlerdorf, auf dem Markt verkauften Hippies Selbstgebasteltes. Heute gibt es eher Nippes für Touristen.

(c) cairnsaustraliablog
Der Savannahlander fährt in das riesige Outback Australiens und endet in einem winzigen Dorf. Die 400 Kilometer legt der Zug mit maximal 40 Studenkilometern zurück. Es geht durch die Atherton Tablelands. Auf dem fruchtbaren Hochland wurde früher Tabak angebaut, heute wachsen hier Kaffee, Tee, Zitrusfrüchte, Mangos und Avocados.

(c) arte
Und in der Nähe von Mount Surprise liegt der Undara National Park. Undara bedeutet in der Sprache der Aborigines "langer Weg". Vor 190.000 Jahren gab es hier einen gewaltigen Vulkanausbruch. Die Lava floss 160 Kilometer weit und bildete den längsten Lavastrom der Erde.

Der Gulflander brachte früher die Goldsucher von Croydon zur Küste. 1,5 Millionen Unzen Gold wurden damals in der Region gefördert, das entspricht heute einem Wert von rund 1,5 Milliarden Euro. Später wurde von hier Vieh von den Farmen des Landesinneren mit dem Zug in die Hafenstädte transportiert. Die Rinderfarmen der Gegend sind so groß, dass sie nur per Hubschrauber zu überblicken sind. In Normanton, der Endstation des Gulflanders, gibt es keine Anschlusszüge mehr. Und wer nach Croydon zurückfahren möchte, muss eine Woche warten.

Dokumentation auf arte, 3.1.2014