Mittwoch, 20. Mai 2015

Der Wendepunkt

Endlich war der Moment gekommen. Dank meiner Freundinnen B und M, zufällige Bekenntnisse, Gespräche, Ratschläge, konnte ich endlich den Entschluss fassen, Hilfe zu suchen. Diese Suche war noch einmal beschwerlich, aber im dritten Anlauf kam ich an. Eine Familientherapeutin, die mich schon nach der ersten Sitzung an einen eigenen Psychologen überwies. Nun bin ich in Therapie, und ich nehme Medikamente.

Hier anzukommen, hatte ich nie zu hoffen gewagt. Dass mir jemand sagt: Sie dürfen nicht so leiden. Sie haben eine Erschöpfungsdepression. Dass mir jemand sagt: Sie haben eine leichte bis mittelschwere Depression, Medikamente können Ihnen helfen.

Die Erleichterung, mich nicht mehr verstecken zu müssen, nicht mehr so tun müssen als ob es mir gut ginge.

In meinen schlimmen Phasen habe ich mich als ewig depressive, als Verlierer-Mutter, als Leidende, als einen Menschen, der alles verpasst hat, gesehen. Nun habe ich Hilfe. Und die Chance, dass sich mein Leiden, das Leiden so vieler langer Jahre, bessert.

Ein grosses Thema: meine Eltern.

Ein grosses Thema: meine schwierigen Gefühle, und der Herr "Reiss-Dich-Zusammen", der mir noch obenrein verbietet, schwierige Gefühle zu haben

Ein grosses Thema: meine alte grosse Liebe zu S

Ein grosses Thema: meine Kinder, die Wutausbrüche, das Schreien

Ein grosses Thema: mein geringes Selbstwertgefühl

Sonntag, 22. März 2015

Ein Geschenk für meinen Opi


Grosseltern etwas schenken war für mich immer noch schwieriger, als meinen Eltern. Was brauchen Grosseltern? Sie haben ja schon alles. Und was machen sie gern? Keine Ahnung. Lesen? Musik hören? Mit den Enkeln spielen? Grosse Ratlosigkeit. 

Als 15-Jährige (!!) habe ich meinem Opi dieses hilflose Spielebuch gestaltet. Hässlich wie die Nacht. Der erste Teil des Ringblocks besteht nur aus Tabellen, um Spielergebnisse einzutragen. Der zweite Teil, etwas origineller, ist gefüllt mit Quizfragen, Wizzen, Rätseln, Logikspielen. 

Das Buch wurde einmal genutzt. Der zweite Teil nie berätselt, vielleicht noch nicht mal gelesen.

Es ist auf jeden Fall ein furchtbares und unbeholfenes Geschenk. Aber ich erinnere mich noch genauso an das dauerhafte Gefühl der Beschämung, dass alle Geschenke, die selbstgemacht waren, nie zum Einsatz kamen. Wertlosigkeit.

Noch ein Geschenk


Keine Ahnung aus welchem Jahr das stammt. Keine Erinnerung mehr, für wen und für welchen Anlass das gedacht war. 

Ein beschämendes Geschenk



Meine Eltern (verantwortlich aber wohl eher meine Mutter) übergab mir einen Schuhkarton gefüllt mit Briefen, Bildern und Geburtstagsgeschenken an meine Grosseltern und Eltern, aus unserer Kindheit und Jugend.

Ich bin entsetzt und enttäuscht, über das Bild, das von mir aus diesen "Werken" entsteht. Aufgesetztheit, mangelnde Phantasie und Begabung, Schlampigkeit, gewollter Witz? Alles wenig schmeichelhaft. Wie kann man ein Kind, das einem solche Geschenke macht, tatsächlich ernst nehmen? 

Ich muss mich dieser Werke entledigen, ich will dieses Bild von mir nicht aufbewahren. Das Bild oben: ein "Geschenk" für meine Mutter von einer 12-Jährigen!! Seltsamerweise sehe ich mich dieses Spiel sogar noch basteln, und ich erinnere mich an eine gewisse Frustration über das Nicht-Gelingen, und über die Hektik, noch schnell ein Geschenk basteln zu müssen.

Meine Mutter sagte immer, und sagt immer noch: ich will keine Geschenke von Euch. Ich habe das nie verstanden. Und irgendwann als Entschuldigung genommen, mir tatsächlich keine Gedanken zu machen. Sie will ja eh nichts. Sie freut sich ja eh nicht. Über solche Geschenke hätte ich mich natürlich auch nicht gefreut. Aber ich vermute, dass die Ursache für all das nicht allein bei mir oder in mir lag. 

Der Inhalt dieses Kartons ist für mich symptomatisch für meine Kindheit und Jugend. Entsetzlich, widerlich.

Einzig zwei Kleinkind-Bilder versöhnen mich und zeigen mir, was hätte sein können.

Trotz meines Widerstands gegen das "Geschenk", das auf dem Bild zu sehen ist, zwei Anmerkungen: der Begriff "schönes Leben", der nun so sehnsüchtig besetzt ist; der Satz "Immer froh zu sein ist nicht schön" - was habe ich mir dabei als 12-Jährige gedacht? Schon das Gefühl, dass meine negativen Gefühle zwar nicht akzeptiert wurden, aber dennoch wichtig waren?

Dienstag, 3. März 2015

Mittwoch, 25. Februar 2015

Liebe

Dienstag, 24. Februar 2015

Novalis: Blüthenstaub "Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg"

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Die Phantasie setzt die künftige Welt entweder in die Höhe, oder in die Tiefe, oder in der Metempsychose zu uns.

Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns?

Die Tiefen unsers Geistes kennen wir nicht. - Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.

Die Außenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos, aber wie ganz anders wird es uns dünken, wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper hinweggerückt ist.

Wir werden mehr genießen als je, denn unser Geist hat entbehrt.



Novalis, Blüthenstaub