Samstag, 21. Januar 2012

Auf dem Dachboden meiner Eltern

Im Haus meiner Eltern, ein paar Tage Auszeit von meinem Alltag. Ich klettere auf den Dachboden, der ganz spezielle Geruch schleudert mich direkt zurück in die Tage meiner Kindheit und Jugend. Ich weiss, dass dort oben noch immer Kisten aus meinem Kinderzimmer stehen, mit Gegenständen, die ich irgendwann aus meinen eigenen vier Wänden verbannt habe, da sie mir nicht mehr angemessen für mein damaliges Leben schienen, oder weil zu wenig Platz war für all die Sachen, die ich - anscheinend schon immer - ansammle.

Ich öffne Kartons, Kisten, Büchsen - und stosse auf Dinge, die ich längst vergessen hatte, aber deren Anblick bei mir sofort Erinnerungen auslösen, sanfte Gefühle, Geborgenheit.


Diese kleine Kristallkugel habe ich heute wiedergefunden (das Bild ist nicht von mir, sondern von hier - eigenartiger Zufall, dass ich innerhalb weniger Stunden mein Objekt und dann zufällig, ohne danach zu suchen, seine Abbildung im Internet finde). Wenn ich sie von der Seite betrachte, ist die Kugel klar, transparent, in Facetten geschliffen, wenn ich durch sie hindurchsehe, bricht das Licht wie durch Prismen, man sieht wie durch ein Kaleidoskop. Ich schaue von oben auf sie herab, in sie hinein, und sehe alle Farben des Regenbogens.

Ein Geschenk meiner Eltern - ich erinnere mich nur sehr undeutlich. Ich glaube, ich durfte sie mir während eines Urlaubs aussuchen. Als Kinder durften wir im Laufe eines Sommerurlaubs immer ein Souvenir wählen. Ich erinnere mich, wie schön und mysteriös ich die Kugel immer fand. Ich hielt sie oft in den Händen, sie stand immer auf meinem Schreibtisch. Die Kugel hatte immer einen grossen Wert für mich. Sie war kein Spielzeug, sie war zum ansehen, bewundern und staunen. Immer vermutete ich dahinter eine tiefere Bedeutung. Jetzt hat sie diese tiefere Bedeutung: die Kugel ist gefüllt mit Gefühlen und Sehnsüchten meiner Kindheit, meinem Beschützsein, meinem eigenen Zimmer, mit Zeit - für mich und so viel Zeit, die noch vor mir liegen sollte.

Samstag, 14. Januar 2012

Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft



Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft:

Reichtum ohne Arbeit.
Genuss ohne Gewissen.
Wissen ohne Charakter.
Geschäft ohne Moral.
Wissenschaft ohne Menschlichkeit.
Religion ohne Opfer.
Politik ohne Prinzipien.

Mahatma Gandhi

Steve Hackett - Voyage of the Acolyte

Ein Album, dass mich während einer Zeit intensiv begleitete, war Steve Hacketts "Voyage of the Acolyte". Ich habe Papiere gefunden, auf denen ich mit schwarzer Tinte sorgfältig die Texte von drei Liedern abgeschrieben habe, um der Intensität ein Ventil zu verschaffen - in mir die Worte so laut und so mächtig, die Musik, die sie umgibt, so gross. Ich musste die Worte nach aussen bringen, um mir ein wenig Ruhe zu verschaffen.


He who knows love, knows who you are.

Star of Sirius

Shadow of the Hierophant

The Hermit

Donnerstag, 12. Januar 2012

Monstro Babão



Thank you, Paula Date

Mittwoch, 11. Januar 2012

Die Perlenkette

Die erste längerwährende Kinderfreundschaft verband mich und meine Familie mit einer Familie, die im selben Haus wohnte. Ich vermute heute, dass wir ansonsten niemals zueinander gefunden hätten. Vielleicht hatte die andere Familie weniger Kultur, Niveau, Bildung, Interessen - ich kann es mit diesem grossen Abstand schwer einschätzen.

Aber ich erinnere mich deutlich daran, dass die Mutter den Kindern öfter androhte ihnen "den Arsch zu versohlen", ein Wort, das mich mehr erschreckte als faszinierte, hatten wir doch das deutliche Verbot erhalten, diese Art von Worten zu benutzen. Und meine Eltern hätten sich weder so ausgedrückt, geschweige denn diese Art von Strafe überhaupt angedroht.

Als wir wegzogen, blieb diese Kinderfreundschaft erhalten, wir sahen uns noch ab und zu, zu den Geburtstagen, schrieben uns oft nichtssagende Briefe, in Geheimschriften, die wir selber erfanden.


An einem Tag waren beide Kinder der anderen Familie bei uns zu Besuch. Am Ende des Tages fehlte die Perlenkette meiner Mutter. Meine Mutter erinnerte sich dann an die seltsame Begegnung mit dem älteren Besucherkind im Gang zum Bad, ein Gang, der Besuchern an und für sich sowieso verschlossen war.

Da gab es nun diesen bösen Verdacht, der der anderen Familie irgendwie nahegebracht werden musste. Alles wurde abgestritten, die Perlenkette ist nie wieder aufgetaucht, und es war der Anfang vom Ende dieser Kinderfreundschaft.

Dienstag, 10. Januar 2012

Ein Karton voller Briefe und Papier (Teil 4)

Ein Paket offizieller Briefe, gedruckt.

Darunter Antworten von Fernsehsendern, einem Verlag, einer Bank.

Ich hatte Anliegen, hatte Anfragen, habe an Wettbewerben teilgenommen, sogar Preise gewonnen. Ich wollte eine Beatles-Dokumentation noch einmal sehen, hatte als einzige in der klasse eine alte Auflage eines Schulbuchs, in der die Vokabelliste unvollständig war. Ich hatte Wünsche und keine Scheu, sie an entsprechener Stelle zu formulieren. Habe positive und negative Antworten erhalten, was aber zählt: ich habe es versucht, habe mich als Person dargestellt, mich nicht versteckt.

Wann ist mir das verlorengegangen?

Ist mein Selbstbild des 10-jährigen Kindes vielleicht komplett verfälscht?

Banksy


absolutely love this guy.


banksy