Samstag, 21. Januar 2012

Auf dem Dachboden meiner Eltern

Im Haus meiner Eltern, ein paar Tage Auszeit von meinem Alltag. Ich klettere auf den Dachboden, der ganz spezielle Geruch schleudert mich direkt zurück in die Tage meiner Kindheit und Jugend. Ich weiss, dass dort oben noch immer Kisten aus meinem Kinderzimmer stehen, mit Gegenständen, die ich irgendwann aus meinen eigenen vier Wänden verbannt habe, da sie mir nicht mehr angemessen für mein damaliges Leben schienen, oder weil zu wenig Platz war für all die Sachen, die ich - anscheinend schon immer - ansammle.

Ich öffne Kartons, Kisten, Büchsen - und stosse auf Dinge, die ich längst vergessen hatte, aber deren Anblick bei mir sofort Erinnerungen auslösen, sanfte Gefühle, Geborgenheit.


Diese kleine Kristallkugel habe ich heute wiedergefunden (das Bild ist nicht von mir, sondern von hier - eigenartiger Zufall, dass ich innerhalb weniger Stunden mein Objekt und dann zufällig, ohne danach zu suchen, seine Abbildung im Internet finde). Wenn ich sie von der Seite betrachte, ist die Kugel klar, transparent, in Facetten geschliffen, wenn ich durch sie hindurchsehe, bricht das Licht wie durch Prismen, man sieht wie durch ein Kaleidoskop. Ich schaue von oben auf sie herab, in sie hinein, und sehe alle Farben des Regenbogens.

Ein Geschenk meiner Eltern - ich erinnere mich nur sehr undeutlich. Ich glaube, ich durfte sie mir während eines Urlaubs aussuchen. Als Kinder durften wir im Laufe eines Sommerurlaubs immer ein Souvenir wählen. Ich erinnere mich, wie schön und mysteriös ich die Kugel immer fand. Ich hielt sie oft in den Händen, sie stand immer auf meinem Schreibtisch. Die Kugel hatte immer einen grossen Wert für mich. Sie war kein Spielzeug, sie war zum ansehen, bewundern und staunen. Immer vermutete ich dahinter eine tiefere Bedeutung. Jetzt hat sie diese tiefere Bedeutung: die Kugel ist gefüllt mit Gefühlen und Sehnsüchten meiner Kindheit, meinem Beschützsein, meinem eigenen Zimmer, mit Zeit - für mich und so viel Zeit, die noch vor mir liegen sollte.